Der letzte Cämmerer-Müller in oßmannstedt
1934 – Helmuth Hermann Albrecht Cämmerer
Der Sohn von Auguste Helene Margarete Cämmerer ist groß, hager, sprachbegabt und sehr musikalisch, er spielt Klavier und Orgel. Er ist nach dem Besuch des Realgymnasiums zunächst als Lehrling in der Mühle tätig und besucht gleichzeitig die Handelsakademie in Weimar. Zunächst aber zeigt er kein Interesse, den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Nach einer Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter in einer Im- und Exportfirma in Hamburg ist er von 1925 bis 1934 in Spanien für die Firmen Nora und Siemens in Madrid, Valencia und Alicante als Leiter der Auslieferungslager und als selbständiger Vertreter tätig.

Helmuth Cämmerer 1926 in Madrid

Briefkopf von Helmuth Cämmerer, als Vertreter des deutschen Röhrenradio-Herstellers „NORA“ in Alicante, Spanien. Der Vertrieb erfolgte über Jaime Schwab in Madrid. In Spanien ohne das abschließende „h“ im Vornamen und „ae“ im Nachnamen.
Im Sommer 1934 kehrt er nach Deutschland zurück und wird ab April 1935 alleinverantwortlicher Geschäftsführer der Firma „Paul Cämmerer Walzenmühle, Gedreide und Futtermittel“. Nach dem Tod seiner Mutter am 29. Mai 1935 wird er Alleineigentümer.

Briefkopf von Helmuth Cämmerer als Geschäftsführer der Walzenmühle in Oßmannstedt. Jetzt wieder mit dem „h“ am Ende des Vornamens und das „ä“ im Nachnamen.
Zurück in Deutschland holt er in Dresden sein Abitur nach und will sogar noch Pfarrer werden. 1937 heiratet Helmuth Cämmerer die junge Kinderpflegerin Ruth Zeitz, die Tochter des Rittergutpächters Franz Zeitz aus dem benachbarten Rittergut Ulrichshalben. Im Jahr darauf erwirbt er den Meistertitel im Müllerhandwerk.

Festumzug 1938

Helmuth Cämmerer mit Fuhrwerk vor der Mühle 1940
Zwischen 1938 und 1947 bekommt das Paar fünf Kinder, vier Mädchen und einen Jungen.

Familie Cämmerer im Mühlengarten 1949
Im Zuge der durch den verschärften Klassenkampf in der jungen DDR ergriffenen Maßnahmen sind Helmuth und Ruth Cämmerer zusammen mit ihrer fünf Kindern im April 1953 über Westberlin in die Bundesrepublik geflüchtet. Dort ist Helmuth Cämmerer am 14.03.1955 verstorben. Die Mühle mit Bauerngut wird 1953 in Volkseigentum überführt und der LPG „Deutsch-Sowjetische-Freundschaft“ übergeben.
Damit endet nach mehr als 200 Jahren die Müllertradition der Familie Cämmerer in Thüringen.